ASF kam in den internationalen Freiwilligenprogrammen immer wieder mit konkurrierenden Interpretationen und Narrativen der Geschichte in Berührung. Diese Auseinandersetzung prägt unsere Arbeit bis heute. Bedeutungsmuster, die als Lehren aus der nationalsozialistischen Geschichte für uns Gültigkeit hatten, wurden durch die Perspektiven in unseren Partnerländern zur Diskussion gestellt. Die Grundüberzeugung von der Singularität der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik konkurrierte etwa in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion mit der Erinnerung an die stalinistische Verfolgung.
Die Erfahrung mit divergierenden historischen Diskursen floss in die Entwicklung des Arbeitsbereichs ein, der im Jahr 2000 als ‚Projektbereich Interkulturalität‘ gegründet wurde. Ausgangspunkt war zunächst die Frage, welche Zugänge Migrant*innen in Deutschland zur Bedeutung der Geschichte des Nationalsozialismus finden und wie sie sich an der Gestaltung eines Erinnerungsdiskurses aktiv beteiligen können. Daraus entstand in verschiedenen Projekten eine Verknüpfung von der Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte und aktuellen Geschichten von Migration und Einwanderung, worauf im Jahr 2016 eine Umbenennung des Arbeitsbereichs in ‚Geschichte(n) in der Migrationsgesellschaft‘ folgte.