Die Opfer der Tötungsanstalt in Brandenburg
Hiam El-Joueis
Ich möchte heute über ein wichtiges Thema sprechen.
Ich persönlich hatte eine andere Vorstellung von der Geschichte, aber als ich mich im Seminar von ASF mit dem Thema Judenverfolgung befasst habe und wir anfingen etwas über die Gedenkstätten und die Orte zu lernen, an denen die Juden gefoltert und ermordet wurden, war ich sehr betroffen.
Besonders in Erinnerung ist mit geblieben, als wir nach Brandenburg gefahren sind und dort die Euthanasie-Gedenkstätte besucht haben.
Ich habe dort vieles gesehen, Geschichten von Gewalt gehört. Darüber möchte ich heute berichten.
In der Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel wurden über 9.000 Menschen ermordet. Sie waren als Patientinnen und Patienten in Pflegeanstalten untergebracht worden. Fast 60 Prozent der Opfer waren Männer und 40 Prozent waren Frauen. Es wurden auch viele Kinder und Jugendliche ermordet. Etwas mehr als 10 Prozent der Opfer waren jünger als 21 Jahre.
Die ersten Opfer in Brandenburg waren psychisch Kranke. Sie hatten zum Beispiel die Diagnosen Schizophrenie, „Schwachsinn“ oder Epilepsie. In der Zeit des Nationalsozialismus bedeutete „Schwachsinn“, dass die Menschen an einer angeborenen oder früh erworbenen geistigen Behinderung litten. Aber auch Menschen, die als sozial auffällig galten wurden als „schwachsinnig“ bezeichnet und konnten auch getötet werden. Es wurden auch viele Kinder und Jugendliche ermordet. Vermutlich wurden sie für die Tötungen ausgesucht, weil man ihre Gehirne untersuchen wollte.
Die letzte Tötungsaktion in Brandenburg war am 28. Oktober 1940, danach wurden die Vergasungen an einem anderen Ort fortgesetzt.
Auch eine große Zahl von jüdischen Patientinnen und Patienten wurde in Brandenburg ermordet. Bei ihnen war die Diagnose egal, sie wurden allein aufgrund ihrer jüdischen Herkunft getötet.
Nach dem Besuch in der Gedenkstätte bin ich mit einem schlechten Gefühl nach Hause gekommen und habe den ganzen Abend an die Geschichte dort gedacht. Das, was wir dort gehört haben, ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich habe auch mit meinen Kindern über die Geschichte gesprochen.
Ich habe selbst auch Krieg erlebt, aber diese Geschichten waren anders. Die Nazis haben auch Kinder ermordet, Jugendliche, Frauen und kranke Menschen. Sie haben nicht nur die Männer verfolgt, sondern wollten ganze Gruppen vernichten.
Meine eigene Geschichte war auch schwer, ich habe Krieg und Gewalt erlebt. Aber im ASF-Seminar haben wir über die Geschichte der Nazis, die deutsche Geschichte gelernt und ich wollte heute von dieser Geschichte erzählen.