"Flucht, Exil und Verfolgung" - Digitaler Stadtrundgang entlang der Berliner Hardenbergstraße

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste hat, zusammen mit Master-Studierenden des Touro College Berlin, einen historisch-interkulturellen Stadtrundgang zum Thema "Flucht, Exil und Verfolgung" entlang der Hardenbergstraße in Berlin-Charlottenburg entwickelt und als Website mit Audioguide unter www.flucht-exil-verfolgung.de ins Netz gestellt.

Bei unserem Stadtrundgang werden Orte mit Bezug zum Nationalsozialismus thematisiert, die zugleich mit Themen anderer Flucht- und Exilerfahrung verknüpft sind. So erinnern beispielsweise Stolpersteine an die jüdische Familie Behar in der Kant-/Ecke Fasanenstraße. Die Familie wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Die Behars waren als türkische Juden auch wegen der minderheitenfeindlichen Politik der osmanischen Regierung 1915 aus ihrer Heimat Istanbul nach Berlin gekommen.

1921 geschah nur einen Block entfernt in der Fasanen-/Ecke Hardenbergstraße ein Attentat: Der ehemalige osmanische Innenminister und Regierungschef Talaat Pascha wurde von einem armenischen Studierenden erschossen. Talaat Pascha war bis 1917 Innenminister des Osmanischen Reiches und in dieser Funktion einer der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern. Er erhielt in Berlin Asyl. Während das Deutsche Reich Talaat Pascha Asyl gewährte, verweigerte die Bundesrepublik 1983 dem türkischen Flüchtling Cemal Kemal Altun den Schutz. Er nahm sich im Abschiebeverfahren durch einen Sprung aus dem 6. Stock des Verwaltungsgerichts in der Hardenbergstraße 20 das Leben. An eine weitere Geschichte von Flucht, Exil und Verfolgung wird am Steinplatz durch eine Tafel erinnert: Hier bezog der spätere Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter seine erste Wohnung, als er 1946 aus dem türkischen Exil zurückkehrte.

Diese und weitere Beispiele aufeinander bezogener Geschichten sollen die Vielfalt von Erinnerung sichtbar machen, die in der Einwanderungsstadt Berlin sichtbar sind – eine Vielfalt, die nicht einfach aus unterschiedlichen, nebeneinander stehenden Perspektiven besteht, sondern die Verknüpfungen und Beziehungen aufzeigt.

Historische Stadtführung mit Schüler*innen eines Gymnasiums in der Hardenbergstraße in Berlin.

Historische Stadtführung mit Schüler*innen eines Gymnasiums in der Hardenbergstraße in Berlin.

  • Gefördert vom:
  • im Rahmen des Bundesprogramm
  •  
  •