5. ASF-Werkstatt Theologie: "Gott stürzt die Herrschenden vom Thron - Rechtspopulismus in Europa"

Die 5. ASF-Werkstatt Theologie fand vom 15.–17. September 2017 statt. Die Werkstatt Theologie, ein Kooperationsprojekt von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und der Ev. Akademie zu Berlin, versteht sich als Denk- und Sprachwerkstatt zum Behufe eines angemesseneren Hörens, Verstehens und Tuns.

Die AG Theologie in Berlin.

Maria lobt Gott, nachdem die Engel ihr verkündet haben, dass sie ein Kind gebären wird. Gott sei es, der die Herrschenden vom Thron stürze. Sie singt: Gott stürzt die Herrschenden vom Thron! Wer aber stößt sie vom Thron? Die jüngste Zeit hat viele Gewissheiten erschüttert. Es scheint, dass die Neue Rechte sich aufmacht, die Herrschenden zu stürzen.

Vom 15.-17. September 2017 trafen wir uns, um gemeinsam über den erstarkenden Rechtspopulismus in einer theologischen Werkstatt nachdenken.

In unserer Werkstatt haben wir Raum geschaffen, um über unsere Welt nachzudenken: Was veränderte sich in den letzten Jahren und Monaten so extrem, dass nicht-diskutierbar geglaubte Rassismen und Nationalismen wieder sagbar werden? Was geriet hier ins Rutschen? Wir betrieben Bestandsaufnahmen und schauten genau hin, tranken alte Fragen aus neuen Schläuchen in der Hoffnung, neue Antworten zu finden.

Was für eine Antwort auf die sich verändernde Welt muss Aktion Sühnezeichen geben? Was bedeutet es, wenn wir aus deutscher Perspektive und mit unseren historischen Erfahrungen Menschen in anderen Ländern sagen, Nationalismus sei gefährlich? Warum gibt es Verständnis und oft auch Symphatie  für einen polnischen, israelischen oder französischen Nationalismus - für deutschen Nationalismus hingegen nicht? Sollte oder darf Sühne relevant für Menschen in anderen Ländern, insbesondere in Europa, sein? Im Gespräch mit internationalen ASF-Freiwilligen reflektierten wir Nation und Nationalismus - und suchten nach Auswegen.

Der rechte Diskurs ist demagogisch und verlogen. Er wird getragen von Lüge und Fälschung, von "Fake News". Diese verbreiten Unsicherheit und Angst. Sie geben den Angstmacher*innen Macht. Kann Theologie etwas zur Wahrheitsfindung oder sogar zur Aufrechterhaltung einer wahrhaftigen und gerechten Gesellschaftsordnung beitragen? Wie schafft es eine eine befreiende politische Theologie, die Offenheit für das kommende Reich Gottes zu behalten und sich nicht von den Herrschenden oder ihren Gegner*innen instrumentalisieren zu lassen?

Rechtspopulist*innen sehen sich gern als Opfer der offenen, liberalen Gesellschaft und der Globalisierung. Der Opferstatus ist attraktiv und nur zu gerne begibt sich die Neue Rechte in ihr argumentatives Jammertal, in der eine angebliche Political Correctness ihnen den Mund verbietet. Die Unterscheidung zwischen Elite und Volk lebt von der Idee des Opfers. Aber warum ist der Opferstatus attraktiv? Warum wollen scheinbar alle nun endlich auch einmal Opfer sein? Wie verhält sich die jahrhundertelange, christliche Tradition des Opfers hierzu? Wenn wir nicht immer wieder über die gleichen Fallstricke fallen wollen, brauchen wir ein neues Nachdenken über diese theologischen und psychologischen Mechanismen.

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