Ein Besuch bei Heinz-Jürgen Blanck-Lubarsch

Heinz-Jürgen Blanck-Lubarsch war sein Leben lang mit ASF verbunden - so sehr, dass er die Geburtstagsgaben zu seinem 90. Geburtstag gleich an ASF weiterreichte. Die Regionalgruppe Freiburg/Baden besuchte ihn zu Hause. Ein Bericht von Annika Roes

Mit der Regionalgruppe haben wir im Februar Herrn Heinz-Jürgen Blanck-Lubarsch in Bad Krozingen besucht. Heinz-Jürgen kann mal wohl als Alt-ASFler bezeichnen, denn er war schon in den ersten Jahren von Aktion Sühnezeichen mit dabei. „Der Aufruf von Lothar Kreissig war für mich damals eine Befreiung“, antwortete er auf die Frage, wie seine Anfänge mit ASF waren. Von da an war ASF Teil seines Lebens, soweit, dass er zu seinem 90. Geburtstag in der Andacht ganz selbstverständlich an die Organisation erinnerte und er auch seine Geburtstagsgaben gleich an ASF weiterschenkte.

Nachdem Heinz-Jürgen bereits als Jugendlicher unter der nationalsozialistischen Diktatur in der Bekennenden Kirche gewesen war und er und sein Umfeld in diesem Zusammenhang auch viele Repressionen erfahren hatten, stimmte er mit dem Umgang der Deutschen mit ihrer jüngsten Vergangenheit so gar nicht überein. In seine Erlebnisse von der Machtübernahme Hitlers 1933 bis zu seiner Kriegsgefangenschaft in Russland 1948 konnten wir uns schon vorher einlesen, denn Heinz-Jürgen hat seine Erfahrungen aufgeschrieben. So konnten wir uns schon vorher ein bisschen ein Bild machen, mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben würden und uns Fragen überlegen, die uns besonders interessierten. Normalerweise hat man im Zusammenhang mit ASF ja eher Zeitzeugengespräche mit Opfern, die zum Beispiel von ihrer Verfolgungserfahrungen als Jüdinnen und Juden erzählen. Nun mit jemandem zu sprechen, der auf so reflektierte Art und Weise von seiner zu mindest anteiligen Teilnahme auf der anderen Seite, nämlich als Soldat der Wehrmacht erzählte, war für mich eine sehr besondere Erfahrung. Es hat mich sehr berührt, wie Heinz-Jürgen zum Beispiel von einem Gespräch mit einem Freund aus der Kirchengemeinde erzählte, in dem die beiden versuchten zu entscheiden ob und wie man Christ sein und als Soldat kämpfen vereinen könne. Er versuchte in unserem Gespräch dabei nichts zu beschönigen und war uns gegenüber für mich überraschend offen und ermutigte uns immer, auch die unangenehmen Fragen zu stellen. Ich persönlich hatte ein bisschen das Gefühl das Gespräch mit meinem Großvater nachholen zu können, mit dem ich nie über seine Zeit als Wehrmachtssoldat und seinem späteren Pfarramt sprechen konnte.

Bei unserem Gespräch bei Kaffee und Kuchen kam das Gespräch aber nicht nur auf die Vergangenheit, sondern wir sprachen auch über aktuelle Entwicklungen bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und wir konnten auch über unsere Erfahrungen als ehemalige Freiwillige sprechen.

Als wir uns verabschiedeten und uns auch ein bisschen dafür entschuldigen wollten, dass wir doch auch viel Unangenehmes gefragt hatten, antwortete er: „Ihr habt noch nicht genug gefragt!“ Vielen Dank lieber Heinz-Jürgen, dann müssen wir uns wohl noch einmal treffen!

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