Blog | Freiwilligen-Blog | 18. April 2021

Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte und Kultur

Mein Name ist Mona und ich bin 18 Jahre alt. Meinen Freiwilligendienst mache ich im Jüdischen Museum in London.

Es ist ein kleines Museum, das die Geschichten und das Erbe jüdischer Menschen in Großbritannien anhand universeller Themen wie Migration, Familie, Glauben und Kultur erzählt. In meinem Freiwilligendienst unterstütze ich das Learning Team, das für den pädagogischen Teil des Museums zuständig ist und dabei Projekte für informelles Lernen und formelles Lernen entwickelt. Das bedeutet, es gibt Workshops und Projekte, die sich unter anderem an Familien und generell Interessierte richten und solche, die sich an Schulen und somit Schüler*innen richten. Aufgrund von Corona arbeite ich zurzeit von zuhause aus.

Meine Aufgaben, die ich für das Museum erledige, variieren. Jeder Monat steht unter einem bestimmten Motto, wonach sich die meisten Projekte dann inhaltlich jeweils danach richten. Der Dezember beispielsweise stand angelehnt an Hanukah, das jüdische Lichterfest, unter dem Motto "Licht", der Januar beschäftigt sich näher mit "Hoffnung", angelehnt an den Holocaust Memorial Day am 27. Januar.

Jede Woche wird außerdem ein Object of the Week (Objekt der Woche) erstellt, das ein Objekt aus der Kollektion des Museums näher beschreibt. Die Kollektion des Jewish Museum beinhaltet über 40.000 Objekte, was bedeutet, dass es zu den unterschiedlichsten Themen oft einiges an Auswahl gibt. Dazu wird dann ein kurzer Text verfasst. In dem Zusammenhang habe ich unter anderem über eine alte jüdische Bibel geschrieben, die im 15. Jahrhundert in Spanien hergestellt wurde, als es im Oktober um verschiedene jüdische Gemeinschaften aus der ganzen Welt ging.

Außerdem gibt es noch die Volunteer Activity (Freiwilligen-Aktivität), die wöchentlich an Freiwillige geschickt wird, die sich für das Museum engagieren. Dazu suche ich Objekte, die ich unter einem Thema zusammenfassen kann. Dabei habe ich zum Beispiel schon über das Schicksal von Geschwistern geschrieben: Geschwister, die im Zuge des Holocausts ermordet wurden, Geschwister, die mehr als 60 Jahre getrennt waren und dachten, sie allein hätten überlebt. Von Krankenschwestern, die jüdische Patient*innen und ihre Familien ins Ausland retteten und Krankenschwestern, die im Ersten Welt­krieg an der Front Soldaten pflegten.

Durch diese Aufgaben recherchiere ich ziemlich viel und kann viel über persönliche Geschichten erfahren, ich lerne mehr über jüdische Traditionen und Feiertage und insgesamt mehr über historische Ereignisse.

Bisher durfte ich auch schon einen Blogartikel verfassen, der auf der Website des Museums veröffentlicht wurde. Angelehnt an den Weltkindertag am 20.November und inspiriert vom Film "Die Kinder von Windermere", den wir auf unserem Auswahlseminar hier in England geschaut haben, habe ich mich näher mit dem Schicksal der Kinder beschäftigt, die den Holocaust überlebt haben und in einer großen Aktion nach Windermere in England kamen. Dazu habe ich mir die persönlichen Geschichten einiger Überlebender angehört und allgemein mehr dazu recherchiert, wie das Ganze möglich gemacht wurde und wer dahintersteckte. Die verschiedenen Geschichten haben mich alle berührt und ich war wie gefesselt.

Ich glaube, es ist wichtig, nicht zu vergessen, was historisch passiert ist. Einzelgeschichten lassen große historische Ereignisse nahbarer werden, wodurch diese nicht mehr so abstrakt wirken. Hinter den ganzen Zahlen stecken einzelne Menschen mit ihren eigenen Geschichten. Geschwister, Müt­ter, Väter, Onkel, Tanten. Das Museum bietet mir die Möglichkeit mich näher mit dem Judentum auseinanderzusetzen und mehr darüber zu lernen.

 

Dieser Beitrag ist auch in der aktuellen Predigthilfe zum Israelsonntag 2021 erschienen.

Mehr zum ASF-Freiwilligendienst in Großbritannien.

 

 

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