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Buchenwald bei Weimar ist ein Ort mit vielschichtiger und mehrdeutiger Geschichte. Unter inhaltlicher Begleitung der pädagogischen Abteilung der Gedenkstätte setzen sich die Teilnehmer*innen des Sommerlagers mit dieser Geschichte auseinander.
Ab Sommer 1937 wurde auf dem Ettersberg nahe Weimar das nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald errichtet. Es war eines der größten Lager auf deutschem Gebiet. Im Februar 1945 waren im KZ Buchenwald und den dazugehörigen Außenlagern über 112.000 Menschen aus 60 verschiedenen Ländern der Welt eingesperrt. Sie mussten zumeist harte Zwangsarbeit leisten, ab 1942 vor allem in deutschen Rüstungsbetrieben. Mindestens 56.000 Menschen starben in den Lagern oder wurden gezielt ermordet.
Von 1945 bis 1950 nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Gelände als Speziallager. Nach 1950 wurden die meisten Gebäude abgerissen. In der neu gegründeten DDR plante man eine Gedenkstätte für den „antifaschistischen Widerstand“. Die „Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald" wurde 1958 eingeweiht. Seit den 1990ern wurden zahlreiche Veränderungen in und an der Gedenkstätte vorgenommen, um auch an andere Opfer des nationalsozialistischen Regimes zu erinnern. Zwei historische Dauerausstellungen informieren über die Geschichte des Konzentrationslagers und über die des sowjetischen Speziallagers. Es gibt auch eine Kunstausstellung.
Neben praktischen Pflege- und Erhaltungsarbeiten am Wanderweg „Gedenkweg Buchenwald-bahn“ entlang der ehemaligen Bahnschienen oder im ehemaligen Lagergelände beschäftigen sich die Teilnehmer*innen des Sommerlagers mit der vielschichtigen Vergangenheit des Ortes. Am Gedenkweg können sie die Namen deportierter Kinder und Jugendlicher in Steine gravieren oder in der Restaurierungswerkstatt bei Ausgrabungen gefundene Gegenstände restaurieren. Die Nähe des Lagers zu der für die deutsche Geschichte und Kultur bedeutenden Stadt Weimar wird thematisiert. Auch ist der Umgang mit der Geschichte des vielschichtigen Ortes Buchenwald seit 1945 bis heute ein Thema. Neben dem Ort selbst mit den erhalten gebliebenen Gebäuden und Fundamenten gibt es durch Texte, Fotografien, Zeichnungen, Fundstücke, Archivalien, Ton- und Filmmaterial zahlreiche Möglichkeiten zur Auseinandersetzung.
In diesem Jahr findet während des Sommerlagers eine besondere Veranstaltung statt. Von 2013 bis 2021 haben zahlreiche Freiwillige aus aller Welt insgesamt 111 Namen deportierter jüdischer Kinder und Jugendlicher in Gedenksteine graviert. Im Oktober 1944 wurden diese 111 Menschen im Alter von 13 bis 19 Jahren nach Auschwitz deportiert und ermordet. Am Sonntag, dem 01.08.2022, werden die Gedenksteine als Denkmal eingeweiht. Das Team der Initiative „Gedenkweg Buchenwaldbahn“ und die Gedenkstätte laden die Teilnehmer*innen ein, die Einweihung zu unterstützen: durch die Pflege- und Erhaltungsarbeit am Gedenkweg, die Vorbereitung des Tages oder die Mitgestaltung der Einweihung, etwa das Vorlesen der 111 Namen.