Aktuelles| Presse | 27. Juni 2022

25-jähriges Jubiläum des internationalen Freiwilligenprogramms in Deutschland

In einem Jubiläums-Video beschreiben ehemalige Freiwillige eindrücklich, wie wichtig der Austausch in der internationalen Gruppe über unterschiedliche Perspektiven auf die Vergangenheit und auf die Gegenwart für sie war und wie dies ihr Leben geprägt hat.

Das Video kann hier angesehen werden.

Die ASF Freiwilligenarbeit in Deutschland begannen im August 1996 mit einer französischen Freiwilligen in der Gedenkstätte Buchenwald. Im folgenden Jahr wuchs die Zahl der Freiwilligen auf acht. Nicht nur von Begeisterung, sondern auch von Skepsis begleitet wagte ASF den Beginn dieses Programmes vor 25 Jahren; Skepsis, ob ein internationales Programm die Sühnezeichen-Ideen nicht verwässern und zur Relativierung deutscher Verantwortung führen würde. Angeregt wurde die Idee eines internationalen Programms in Deutschland durch Partner*innen aus den Ländern, in die deutsche Freiwillige entsendet wurden. Sie verstanden es als Zeichen der Augenhöhe: diese Gegenseitigkeit, dass ASF auch in Deutschland Freiwillige aufnehmen würde. Seither haben mehr als 300 Freiwillige aus 24 Ländern ihren Freiwilligendienst mit ASF in Deutschland geleistet und sich für Frieden und Verständigung eingesetzt.

Auf den Seminaren erzählen die Freiwilligen sich gegenseitig, mit welchen Geschichtsbildern sie aufgewachsen sind. Dabei treffen in geschütztem Raum unterschiedliche, teilweise konkurrierende Narrative im Blick auf das 20. Jahrhundert aufeinander. Freiwillige setzen sich kritisch mit ihrer Herkunftsidentität auseinander – im Dialog mit ihren Mitfreiwilligen aus verschiedenen Ländern. Dass die jungen Menschen die Perspektiven voneinander kennenlernen, ist ein wichtiger Schlüssel zur Versöhnung. Viele von ihnen kommen aus Familien, die von NS-Verfolgung, von Besatzung, Krieg und Shoah gezeichnet wurden. Sie gewähren einander Einblick, wie diese Geschichte in ihren Familien erlebt und erzählt wurde. Dabei kommen immer wieder auch Erlebnisse von Gewalt und Hunger zur Sprache.

Die Diversität innerhalb der Gruppe ist faszinierend und bereichernd, besonders die Beschäftigung mit den vielfältigen Erinnerungsbezügen bringt immer wieder produktive Auseinandersetzungen mit sich. Die Anstrengung und Mühe dessen, was geteilte Erinnerung bedeutet, wird immer wieder deutlich. Und oft sind auch schmerzhafte Konfrontationen miteinander zu durchleben. In den Diskussionen geht es häufig um die Frage, wie Verständigung und Frieden aussehen können. Dabei zeigt sich auch, wie die Geschichte heute gegenwärtig ist und wie komplex und teilweise auch mühsam Begegnung ist. „Es gibt Gespräche, die mehr Zeit brauchen, und Prozesse, die länger dauern, was nicht heißt, dass sie zu schwierig sind, um geführt zu werden.“ So formulierte es die ehemalige Freiwillige Alexandra Janowska bei unserer Jubiläums-Veranstaltung.

Heute arbeiten 15-18 Freiwillige in ganz Deutschland in Gedenkstätten, unterstützen Geflüchtete, leben mit Menschen mit Behinderung, arbeiten in der politischen Bildung oder besuchen Überlebende des Nationalsozialismus.

In einer digitalen Veranstaltung wurde das 25-jährige Jubiläum des internationalen Freiwilligenprogrammes von ASF am Sonntag den 26.06.2022 gefeiert.  Dazu kamen ehemalige und aktuelle Freiwillige aus unterschiedlichen Ländern, die Landesbeauftragten und Projektpartner*innen aus unseren Einsatzstellen, sowie Seminarteamer*innen und ASF-Mitarbeiter*innen. Die Teilnehmenden tauschten sich über ihre Erinnerungen und Erlebnisse im Rahmen des Freiwilligenprogramms aus.

Wir danken allen herzlich, die den Dienst internationaler Freiwilliger in Deutschland ermöglicht haben und weiterhin ermöglichen. Die vielfältigen freundschaftlichen Beziehungen, die in den vergangenen 25 Jahren im Rahmen dieses multiperspektivischen Begegnungsprogrammes von ASF in Deutschland entstanden sind, sind Grund zur Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft.

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