Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus wird immer wieder von Debatten und Kontroversen begleitet. Es wird darüber diskutiert, bei welchen Gruppen Antisemitismus besonders ausgeprägt ist: bei Alteingesessenen? Zugewanderten? Christ*innen? Muslim*innen? Rechten? Linken? Es wird darüber debattiert, was unter Antisemitismus gefasst werden kann: Kritik an israelischen Politiker*innen? Die BDS-Bewegung?
Diese Debatten, die auch die Forschung beschäftigen, sind gut und richtig, weil davon auch die zielgerichtete Arbeit gegen Antisemitismus abhängt. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Thematisierung von Antisemitismus schnell und oft Widerspruch hervorruft. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass nach der Shoah niemand den Vorwurf auf sich ziehen möchte, antisemitisch zu sein. Gleichzeitig wissen wir, dass nach 1945 die antijüdischen Ressentiments nicht einfach verschwunden sind, sondern in Erzählungen, Debatten und den Medien weiterleben und sich – oft über Umwege – auf andere und neue Weise äußern.
Wir dürfen bei allen Debatten nicht aus dem Blick verlieren, was Antisemitismus vor allem bedeutet: die Bedrohung und Verletzung der Sicherheit, Freiheit, Integrität, Mitbestimmung und Beteiligung von Jüdinnen und Juden. Und das geht nicht nur Jüdinnen und Juden etwas an, sondern uns alle, denn damit gerät unser demokratisches Miteinander weiter in Gefahr.
Wir möchten Sie mit diesem zeichen einladen, sich mit den verschiedenen Facetten des Judenhasses zu beschäftigen und sich mit uns gemeinsam weiter gegen Antisemitismus zu engagieren.