»This is not a small voice you hear«*
#BlackLivesMatter in den USA

* »This is not a small voice you hear
this is a large voice coming out of these cities.
This is the voice of LaTanya. Kadesha. Shaniqua.
This is the voice of Antoine«
Auszug aus dem Gedicht This is not a small voice
von Sonia Sanchez.

Foto: Wikipedia/Keith Allison CC BY-SA 2.0

Wenn wir über Black Lives matter* (BLM) reden, sprechen wir von zwei verschiedenen Dingen: erstens dem dezentralen Dachverband #BLM, der aus mehr als 30 Ortsverbänden und Ortsgruppen in verschiedenen Ländern wie Kanada und Großbritannien besteht; und zweitens von der breiten konzeptionellen Bewegung, die aus einer Vielzahl von Organisationen besteht, die sich die Befreiung Schwarzer* Menschen (Black liberation) zum Ziel gemacht haben.

Die Wurzeln der #BLM-Bewegung beruhen auf drei afro-amerikanischen Aktivistinnen. Alicia Garza, Opal Tometi und Patrisse Khan-Cullors verwendeten den Hashtag auf Twitter, um ihren Protest gegen die Freisprechung George Zimmermans in Tweets zu markieren. 2013 hatte Zimmerman den Afro-Amerikaner Trayvon Martin erschossen. Demonstrationen gegen Polizeigewalt in nachfolgenden Kampagnen, zum Beispiel die Michael- Brown-Proteste in Ferguson, brachten damit eine Bewegung ins Rollen. Twitter ist von großer Bedeutung, weil Afro-Amerikaner* innen soziale Medien überproportional nutzen, um sich über rassistische Vorfälle zu informieren und zu Aktionen oder Demonstrationen aufzurufen.

Organisation und Bewegung identifizieren sich als »Black Resistance Movement«. Obwohl es Ähnlichkeiten mit der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre gibt, sind Spontaneität, Intensität und Medienaffinität eng verknüpft mit den neuen sozialen Bewegungen, wie der Occupy-Wall-Street-Bewegung oder dem Arabischen Frühling. Auf dieser Grundlage bildete sich ein Netzwerk von Ortsverbänden heraus, die auf der Basis von Inklusion und Intersektionalität operieren und queere, trans-, sowie behinderte Menschen bewusst ins Zentrum der Bewegung stellen. Wichtig ist den #BLM-Aktivist*innen darüber hinaus, globale Netzwerke mit Organisationen zu bilden, die sich für Schwarz- Sein und gegen weltweiten Rassismus einsetzen.

Die Konfrontation zwischen Protestierenden und Polizei ist eskaliert, da US-Präsident Donald Trump der #BLM-Bewegung die Legitimation abspricht und sie pauschal verurteilt. BLMAktivistin* innen protestieren gegen Rassismus und weiße Vorherrschaft, für eine Gefängnisreform und dafür, dass der Staat die systemische Polizeigewalt gegen Schwarze beendet. Seit die Bewegung öffentliche Unterstützung von Prominenten und Organisationen wie der NFL (National Football League) bekam, hat sich ihre Sichtbarkeit erhöht. Daher muss der Kniefall vieler Sportler*innen vor einem Spiel während der Nationalhymne als symbolische Solidaritätsgeste mit der BLM-Bewegung verstanden werden. Der Kniefall selbst ist ein demütiger, respektvoller Ausdruck. Warum interpretieren einige Zuschauer*innen diese Geste jedoch als aggressiven Akt? Weil die Sportler*innen gleichzeitig mit dem Abspielen der Hymne knien und auf diese Weise das herkömmliche Ritual verändern.

Die USA als Land sind heute stärker gespalten als je zuvor. Black Lives Matter gibt Afro-Amerikaner*innen den Hashtag, die Stimme und das radikale Netzwerk, um nachhaltige Veränderungen durchzusetzen. 

Monika Moyrer, PhD, ist seit August 2019 ASF- Landesbeauftragte in den USA. Sie hat in Stuttgart Germanistik studiert und in Minneapolis promoviert. Zuvor hat sie viele Jahre an verschiedenen Universitäten in den USA Germanistik unterrichtet.

 

*BLACK-LIVES-MATTER-BEWEGUNG: BLM, so die gängige Abkürzung, ist eine Graswurzelbewegung, die am 13. Juli 2013 geboren wurde. Als der Nachbarschaftswachmann George Zimmerman in Florida des Mordes an dem afroamerikanischen Highschool-Schüler Trayvon Martin freigesprochen wurde, schrieb die Aktivistin Alicia Garza auf Facebook, sie wolle ihren schwarzen Freunden versichern, dass »unsere Leben etwas bedeuten«. Zusammen mit Patrisse Khan-Cullors und Opal Tometi gründete sie die Organisation mit dem Hashtag #blacklivesmatter. Seitdem hat sich die Bewegung international entwickelt und setzt sich gegen Gewalt gegen Schwarze und People of Color ein. Black Lives Matter organisiert regelmäßig Proteste gegen die Tötung Schwarzer durch Polizeibeamte und zu breiteren Problemen wie Racial Profiling.

*SCHWARZE: »Wenn es um Rassismus, unterschiedliche Erfahrungen und Sozialisationen geht, ist der politisch korrekte Begriff Schwarze. In allen anderen Fällen gibt es aber meistens gar keinen Grund, dazu zu sagen, ob eine Person Schwarz oder weiß ist.« (zitiert von www.derbraunemob. info). Farbige/farbig ist ein kolonialistischer Begriff und negativ konnotiert. Alternativen sind die Selbstbezeichnungen People of Color (PoC, Singular: Person of Color), Black and People of Color (BPoC) oder Black and Indigenous People of Color (BIPoC). 

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