Seit November 2013 befindet sich die Ukraine in einer Ausnahmesituation. Alle Entwicklungen haben die Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen hautnah erlebt. Hier sammeln wir Eindrücke von ihnen und unseren Projektpartnern.
Der Majdan in Kiew.
Nach der Entscheidung des ehemaligen Präsidenten Janukowitsch, das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union nicht zu unterschreiben, gingen tausende Ukrainer_innen aus dem ganzen Land auf die Straße. Anfänglich konzentrierten sich die Demonstrationen auf den Kiewer Maidan, aber auch in Städten anderer Landesteile wuchsen der Protest und der Unmut.
Im Februar kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen die Demonstranten. Neben unzähligen Verletzten wurden dabei fast 100 Menschen getötet. Nun hat die Ukraine eine Übergangsregierung und einen neu gewählten Präsidenten. Die Krim hat sich nach einem außerhalb Russlands kaum anerkannten Referendum der Russischen Föderation angeschlossen.
Die spannungsreiche Geschichte der Ukraine und die Diversität der Perspektiven darauf polarisieren nicht nur innerhalb der Ukraine, sondern auch die internationale Staatengemeinschaft. Die Diskussionen um das Spannungsfeld von pro-russischen und pro-ukrainischen Interessen, um nationalistische Strömungen, den sogenannten Rechten Sektor sowie die Swoboda Partei und die Angst vor einem steigenden Nationalismus und Antisemitismus sind geprägt durch viele Unsicherheiten, Ängste und historisch beladene Projektionen.
Diese Entwicklungen haben die Freiwilligen von Aktion Sühnzeichen hautnah erlebt. Einige von ihnen, die auf der Krim und in den östlichen Landesteilen (Charkiw und Dnipropetrowsk) gearbeitet haben, wurden von uns aufgefordert, ihre Einsatzorte zu verlassen. Wir orientieren uns an den Hinweisen des Auswärtigen Amtes und stehen eng in Kontakt mit der Deutschen Botschaft in Kiew. Die Freiwilligen engagieren sich mittlerweile in Kiew und Berlin. Die anderen Projekte in Tscherniwzi und Kiew sind weiterhin besetzt. Ab September 2014 planen wir, für den Großteil der Projekte in der Ukraine regulär Freiwillige zu entsenden. Nach Charkiw und Simferopol auf der Krim werden vorerst keine Freiwilligen entsendet. Einen Einblick in die Stimmungslage unserer Freiwilligen gibt Paula Sawatzki, ursprünglich Freiwillige bei im Zentrum für Holocauststudien TKUMA in Dnipropetrowsk, 19 Jahre aus Berlin. Mehr Außerdem berichtet Lena Reger, 20 Jahre aus Bühl, ursprünglich Freiwillige beim Heidelbergzentrum auf der Krim, von ihrem Aufbruch aus Simferopol. Mehr
Unsere Projektpartner_innen schätzen die Proteste, die darauffolgende Gewalt und Neubildung der Regierung sehr unterschiedlich ein. Während die einen betonen, dass die nationalistischen Strömungen innerhalb der Protestbewegung kaum Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung und die Zukunft der Ukraine haben werden und davor warnen, die Errungenschaften dieses politischen Aufstandes abzuwerten, befürchten die anderen die Erstarkung rechtsradikaler Strukturen und Meinungsbilder.
Was sagen die Vertreter_innen der jüdischen Gemeinden und der jüdischen Häftlinsgverbände zur Debatte um Antisemitismus und die Regierungsbeteiligung der rechten Partei Swoboda? Das Interview mit Wasilij Wasiljowitsch Michajlowskij, dem stellvertretenden Vorsitzenden des allukrainischen jüdischen Häftlingsverbandes in Kiew, verdeutlich die enge Verknüpfung von historischen Erfahrungen mit der politischen Wahrnehmung der heutigen Entwicklungen. Mehr
Außerdem: Jakob Stürmann, ehemaliger ASF-Freiwilliger auf der Krim, berichtet über eine nach Simferopol geplante Fahrt, die ihn letztlich nach Kiew führte. Mehr
Auf der ASF Jahresversammlung haben wir mit unserer Landesbeauftragten Anzhela Beljak und weiteren Teilnehmer_innen im Rahmen eines Workshops die Entwicklungen in der Ukraine diskutiert.
Wir sind voller Hoffnung, dass die Proteste und politischen Umbrüche in eine friedliche und für alle Seiten akzeptable Lösung münden. In Gedanken sind wir bei den Ukrainer_innen, unseren Projektpartner_innen und Freiwilligen.