"Wir wünschen uns vor allem Frieden."

Ein Interview mit Anzhela Beljak. Sie wurde 1977 geboren, ist Landesbeauftragte von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der Ukraine und lebt mit ihrer Familie in Kiew.

Der Majdan in Kiew im Februar 2014.

Der Majdan in Kiew im Februar 2014.

Anzhela Beljak, Landesbeauftragte von ASF in der Ukraine.

Wie hat sich die politische Situation in den letzten Monaten entwickelt?

Bereits seit einigen Jahren entwickelte sich in der Ukraine eine Stimmung der Unzufriedenheit mit der Politik von Janukowitsch. Das Scheitern des  Assoziierungsabkommens mit der EU im Herbst letzten Jahres war dann  für die Menschen der Auslöser, gegen die herrschenden Eliten zu protestieren. Aus diesen friedlichen Demonstrationen hat sich eine Situation des Krieges und der andauernden Gewalt entwickelt. Viele Menschen mussten ihre Heimatorte verlassen. Aber jetzt ist keine Zeit für Panik, wir müssen unsere Kräfte bündeln, um diesen Menschen zu helfen. Sie brauchen unsere Unterstützung, auch die der Freiwilligen.

Für mich ist es auch eine Zeit, die Veränderungen möglich macht – in unseren Köpfen, in unserer Gesellschaft. Die Menschen haben die Hoffnung, dass die Ukraine sich endlich politisch emanzipiert und ein funktionierender Rechtsstaat wird. Und sie wollen nicht nur beobachten, sondern den gesellschaftlichen Wandel mitgestalten.

Wie haben die Partner von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste vor Ort die Umbrüche und die Gewalt erlebt, zum Beispiel der Häftlingsverband auf der Krim?

Durch die Angliederung der Krim an Russland können wir die Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern in Simferopol vorerst nicht fortsetzen. Das wird von den Partnern vor Ort bedauert. Aber es gibt sehr unterschiedliche Einschätzungen und Gefühle im Hinblick auf die Krim. Viele Menschen auf der Krim, vor allem ältere, sind glücklich, zu Russland zu gehören. Das hängt auch mit einer starken Sehnsucht nach sowjetischen Zeiten zusammen. Andere sehen für sich keine Zukunft mehr und verlassen die Krim.

Warum sollten auch jetzt in Krisenzeiten Freiwillige in der Ukraine ihren Friedensdienst leisten?

Diese Frage beschäftigt mich sehr. Es gibt ein ukrainisches Sprichwort, das besagt, dass man den besten Freund gerade in schwierigen Zeiten gewinnt. Es ist wichtig, das die jungen deutschen Freiwilligen in der Ukraine sind und mit uns zusammen die schwierigen Zeiten erleben und uns unterstützen. Sie sind sehr engagiert und geben ihr Bestes. Andererseits fühle ich mich als Landesbeauftragte von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste dafür verantwortlich, dass es den Freiwilligen gut geht und sie ihre Arbeit in einem sicheren Umfeld leisten können. Daher mussten die Freiwilligen, die sich in Charkiw, Dnipropetrowsk und auf der Krim engagiert haben, ihre Projekte verlassen. Sie sind nun teilweise in Kiew, teilweise im Berliner Büro von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste tätig.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Wir wünschen uns und euch vor allem Frieden! Dafür brauchen wir den Dialog in der Gesellschaft – zwischen der Ost- und Westukraine. Dabei unterstützen uns die Freiwilligen.

Ich wünsche mir mehr engagierte Freiwillige, die Lust haben in die Ukraine zu kommen und mit uns den gesellschaftlichen Dialog zu befördern. Ich wünsche mir mehr junge Menschen, die ein Zeichen für den Frieden setzen.

Spenden für ASF

Tragen Sie mit einer Spende dazu bei, dass für eine friedliche Lösung in der Ukraine Menschen miteinander ins Gespräch kommen und vielfältige Stimmen gehört werden.

Spenden

Friedensappell ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener

Zum 1. September 2014 unterzeichneten zwei ehemalige sowjetische Kriegsgefangene einen Friedensappell, der nach weiteren Unterschriften ihrer Kameraden in russischer und ukrainischer Sprache über die Medien ihrer Heimatländer verbreitet wird.

mehr

Stimmen aus der Ukraine

Seit November 2013 befindet sich die Ukraine in einer Ausnahmesituation. Alle Entwicklungen haben die Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen hautnah erlebt. Hier sammeln wir Eindrücke von ihnen und unseren Projektpartnern.

mehr

  • Gefördert vom:
  • im Rahmen des Bundesprogramm
  •  
  •