Israelsonntag

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Im unteren Abschnitt dieser Seite finden Sie zudem ausgewählte Texte aus der Predigthilfe zum Israelsonntag 2021.

Israelsonntag! Israelsonntag?
Notwendige Vorbemerkungen

Der Sonntag trägt den Namen „Israelsonntag“. War dieser 10. Sonntag nach Trinitatis früher ein Gedenktag der Verwüstung des Tempels in Jerusalem, so ist er heute – im Zeichen der Neubesinnung des Verhältnisses von Christen und Juden – ein Sonntag, an dem die unwandelbare Treue Gottes zu seinem Volk aufgerufen wird und die in Jesus Christus gegründete Verbundenheit der Kirche mit ihm. Unnötig zu betonen, dass jeder Sonntag diesen Namen tragen sollte! Es gibt ihn aber nur einmal im Kirchenjahr; so sollte ihm in Liturgie und Predigt explizit entsprochen werden.

Und wie steht er in der Gemeindewirklichkeit? Die landesüblichen Predigtmeditationen beginnen seit einigen Jahren ihre Überlegungen zum „10. Sonntag n. Tr.“ mit zaghaften Erwähnungen zu diesem „Israelsonntag“ und betonen die Schwierigkeiten, eine verwurzelte Tradition („Judensonntag“ mit dem ungeklärten Thema „Judenmission“) in eine andere -„Israelsonntag“ -  umzuschmelzen, die zugleich den Nerv christlichen Selbstverständnisses quälend berührt und seit den Tagen des Neuen Testamentes der kleine schmerzende Stein in den Wanderschuhen der großen Kirchen ist: Die lebendige Existenz Israels vor Gott und den Menschen, die „eine tatsächlich große ökumenische Frage“, die faktische Trennung von Juden und Christen (Karl Barth 1966 im Vatikan!). Dies spiegelt sich im Gemeindealltag wider: Wer in der Gemeinde „kennt“ Jüdinnen und Juden, welche Gemeinden pflegen Kontakte zu jüdischen Gruppen und Gemeinden? So ist zu Recht gefragt worden, ob die „Gottesdienste in Israels Gegenwart“ nicht ungleich solche in „Israels Abwesenheit“ sind? Und ob das Nachdenken über „Kirche und Israel“ nicht ausschließlich in christlichen Kreisen oder nur wenigen Köpfen stattfindet? Selbst wenn angemessene Formulierungen die Liturgie erneuern helfen, hat das Thema einen „Sitz im Gemeindeleben“, wird es mit Erfahrung gefüllt?

Ein Bündel von Erschwerungen lässt sich aufschnüren: Da ist einmal die aktuelle, in Deutschland extrem scharfe Kritik an Israels politischer Praxis, die in vielen Gesprächen schlechterdings die komplexeste theologisch-historisch-politische Gemengelage offenbart, die in der Kirche zu finden ist! Das geistlich-politische Echo auf „60 Jahre Israel“ war – Schweigen. Weit reicht der Schatten Martin Luthers, eine unendliche Geschichte…Wieder anders, doch damit eng verwandt ist die „Predigt“ der geltenden Perikopenordnungen. Beistand erhält diese Situation durch ein verbreitetes Unwohlsein vieler Christen mit dem, was „Gesetz“ ist, also entschiedener Lebensstil, Verbindlichkeiten in Ethik und Politik, die Bibel als Grundlage des Glaubens zu lieben und zu lernen – vieles, dem andere Stimmen „den Abschied“ geben möchten. Angesichts dieser Ausgangslage ist es umso wichtiger, den religiösen Wellness-Wellen wie dem Schon-immer-Gewussten zu widerstehen und mit der Sache immer wieder anzufangen. Zugänge gibt es viele und Neugier in den Gemeinden über die Generationen (!) hinaus ebenso. Das Gemeindeleben ist eine Baustelle – wo beginnen: Mit der Kirchenmusik? Ein intensiver Blick ins Gesangbuch eröffnet sofort eine Baustelle („…jedoch weil ich gehöre gen Zion in sein Zelt…); die Israelreise-Gruppe, die zwar „biblisch reist“, aber auch Kontakte zu israelischen Gruppen aufnimmt; die Erkundung der religiösen Nachbarschaften: „Wo lebt die nächste Synagogengemeinde?“, Erforschung spezifischer Nachbarschaftsgeschichte: „Es müssen nicht immer Stolpersteine sein!“, Studium der neuen „Präfamina“ zu den gottesdienstlichen Lesungen, die ein Hören der Texte in ihrer Beziehung zu Israel einüben, Lesen und Durchdenken „schwieriger Texte“ der Bibel (Gewalt, Krieg, Opfer u. a.).

„Wenn Sie wüssten, was ich zu tun habe!“ – flächendeckendes Ungemach, gewiss. Nur ein Widerspruch: Die genannten Ansätze beginnen und enden beim Zentrum unseres Gemeindelebens, der Bibel. Und hier dürfen wir nicht Abraham Joshua Heschel auf Dauer Recht geben: „Im Denken unserer Zeit kommt die Bibel nicht vor. Sie wird zwar zur Erbauung zitiert, einer Predigt scheinbar zugrunde gelegt. Aber sie ist keine lebendige Kraft, die unser Leben prüft. Die Bibel wird als Quelle des Dogmas respektiert, nicht aber als lebendige Geschichte.“

Selbst wenn der „Israelsonntag“ noch mancherorts von „Israels Abwesenheit“ bestimmt ist, können in unserer Gottesdienst- und Gemeindearbeit Abwesende anwesend werden – das gehört zu den biblischen Verheißungen…

Die von gliedkirchlichen Zusammenschlüssen EKD, UEK und VELKD angestoßene Arbeit an einer Perikopenrevision dient gleichfalls der mit dem Israelsonntag verbundenen Neubesinnung, so wählen wir aus dem KLAK-Perikopenrevisions-Vorschlag  den Text Dtn 5, 4,5-20. Der Liturgie-Entwurf ist ein Rahmen – er ist je nach Ort, Situation und Mitarbeitenden veränderbar.

Folgende Arbeiten können der Vorbereitung dienen:

  •  …dass er euch auch erwählet hat“, Liturgie feiern im Horizont des Judentums, hrsg. v. Alexander Deeg und Irene Mildenberger, Leipzig 2006
  • Peter von der Osten-Sacken, Gottesdienst im Judentum – Gottesdienst im Christentum, Wanderungen auf einem Lernpfad, in: Deeg/Mildenberger, 63-88
  • Ursula Rudnick, Gottesdienst in der Gegenwart – und Abwesenheit – Israels, Gemeindedidaktische Reflexionen, in: Deeg/Mildenberger, 289-297
  • Die ganze Bibel zu Wort kommen lassen, Ein neues Perikopenmodell, Begegnungen, Sonderheft 2, Hannover 2009
  • Auf dem Weg zur Perikopenrevision, hrsg. EKD, UEk und VELKD, versand[at]ekd.de 

Glücklich das Volk, das Gott die Lebendige zu ihrem Erbe erwählt (Psalm 33)

Ausgewählte Beiträge aus der aktuellen Predigthilfe zum Israelsonntag 2021

Nicht nur ein Problem der Anderen – ein Gespräch über Antisemitismus

Christian Staffa, Angelika Obert

Pfarrerin Angelika Obert im Gespräch mit Christian Staffa, Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland für den Kampf gegen Antisemitismus.

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Vor 60 Jahren gingen die ersten Sühnezeichen-Freiwilligen nach Israel

Jutta Weduwen

Brüche und Stolpersteine, Gespräche und Annäherungen zwischen Christ*innen und Jüd*innen begleiten Aktion Sühnezeichen Friedensdienste seit mehr als 60 Jahren - damals wurden die ersten Sühnezeichen-Freiwilligen nach Israel entsandt.

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Predigt: Exodus 19,1-8

Hans-Ulrich Probst

»Kaum ein anderer Tag als der heutige Israelsonntag ist so in der Lage, einerseits das verflochtene Miteinander von Judentum und Christentum und andererseits den gewaltsamen Bruch bewusst werden zu lassen«.

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Moses' Lektion oder Kanzeln, von Mose getragen

Helmut Ruppel

Helmut Ruppel über die Wirkung und Interpretation von Mose als Kanzelträger.

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Andacht: Geliehene Worte – Zum Wochenspruch Psalm 33,12

Marie Hecke

Marie Hecke spricht in ihrer Andacht zum Wochenspruch Psalm 33,12 über geliehene Worte, wenn wir die Psalmen Israels lesen, sprechen und beten. Die Psalmen »sind in eine andere Zeit, zu einem anderen Volk gesprochen, uns fremd, und doch sprechen sie heute zu uns, haben uns etwas zu sagen, sind ein wichtiges Fragment der christlichen Identität«.

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Exegetische Auslegung: »Sprich – doch scheide das Nein nicht vom Ja« (Paul Celan)

Beten mit Psalm 30

Helmut Ruppel und Lorenz Wilkens laden zum Mitbeten eines Psalms ein. In ihrem Nachdenken über Psalm 30 und inspiriert von der »theologischen Provokation« des Dichters Paul Celan ermutigen sie uns, Psalmen nicht selektiv zu lesen.

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