18 Freiwillige leisten jedes Jahr einen Freiwilligendienst in Amsterdam und den Niederlanden
Die Niederlande sind unser scheinbar gut bekanntes, freundliches Nachbarland: Nordseestrand, Grachten, Fahrräder – etwas bunter und freizügiger, aber im ASF-Auswahlseminar heißt es immer wieder „Niederlande – da kann ich ja gleich zu Hause bleiben.“
Doch die 18 ASF-Freiwilligen in den Niederlanden, die u.a. in der politisch-historischen Bildung in Museen wie dem Anne Frank Haus in Amsterdam, in NS-Gedenkstätten wie Kamp Vught – einem der fünf deutschen Konzentrationslager in den besetzten Niederlanden - oder im sozialen Bereich u.a. in Projekten mit illegalisierten Flüchtlingen, Wohnungslosen und Drogenabhängigen arbeiten, entdecken schnell auch die Unterschiede. Das ASF-Landesbüro in Amsterdam unterstützt die Freiwilligen dabei ganz praktisch.
Bis heute ist in der niederländischen Bevölkerung die Erinnerung an die deutsche Besatzung lebendig: an die völlige Zerstörung Rotterdams durch den Luftangriff am 14. Mai 1940, an den fünfjährigen Terror gegen jede Form von Widerstand, an die Ghettoisierung und Deportation der jüdischen Bevölkerung, an die Verschleppung einer halben Million Niederländer*innen zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich, an den Hungerwinter 1944/45, den viele Tausende - vor allem Kinder - nicht überlebten. Jedes Jahr am 4. Mai wird der Opfer von Faschismus und Krieg gedacht, am 5. Mai feiert die niederländische Gesellschaft die Befreiung von der deutschen Besatzung.
Die Arbeit von Aktion Sühnezeichen in den Niederlanden begann 1959: Freiwillige halfen beim Bau einer Feriensiedlung in Friesland sowie einige Jahre später bei der Errichtung einer internationalen ökumenischen Sozialakademie, dem Visser't Hooft-Zentrum in Rotterdam. Beim 50-jährigen Jubiläum der ASF-Arbeit in den Niederlanden im Jahr 2009 wurde deutlich, dass ab den 1960er Jahren der soziale Bereich und später dann auch Orte der politisch-historischen Bildung zunehmend zu Arbeitsfeldern für ASF-Freiwillige geworden sind.
Dabei spüren ASF-Freiwillige auch, dass die niederländisch-deutschen Beziehungen bis heute nicht frei von Konflikten sind. Immer wieder geht es dabei um erinnerungspolitische Themen – beispielsweise als 1995 erstmals öffentlich über gemeinsame niederländisch-deutsche Gedenkveranstaltungen nachgedacht wurde oder als in den vergangenen Jahren in den Niederlanden eine lebhafte, selbstkritische Debatte um Kollaboration mit den deutschen Besatzern begann.
Die Niederlande gehören zum internationalen Programm von ASF für Freiwillige aus Deutschland.