Der Freundeskreis von ASF Israel mit dem israelischen Präsidenten bei einem Empfang in seiner Residenz anlässlich des 27. Januars.
Januar 2019 (C) WER?
»Der Beginn der Arbeit der ASF-Freiwilligen 1961 in Israel noch vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel 1965 wäre nicht möglich gewesen, ohne die Unterstützung von israelischen Freunden.«
Der heutige israelische Freundeskreis hat eine lange Geschichte und mit den Jahren seinen Charakter entwickelt und verändert. Man muss ein wenig in die Geschichte zurückgehen, um das zu erläutern. Die erste Freiwilligengruppe 1961 wurde im Kibbutz Urim empfangen. Doch schon ab 1962 arbeiteten die ersten Freiwilligen in Jerusalem am Aufbau einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen, dem „Beit Chinuch LeIvrim“ im Stadtteil Kiryat Mosche. Dort wohnten sie im so genannten „Haus Pax”.
Der Beginn der Arbeit der ASF-Freiwilligen 1961 in Israel noch vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel 1965 wäre nicht möglich gewesen, ohne die Unterstützung von israelischen Freunden. Darunter befanden sich viele, die aus Europa vor den Nazis geflohen waren oder im KZ überlebt hatten. Sie begleiteten die ASF-Arbeit vor Ort und bauten den deutschen Freiwilligen eine Brücke zur israelischen Gesellschaft, die ihnen in den ersten Jahrzehnten nach der Schoah besonders misstrauisch gegenüber stand. Zu diesen Freunden zählten unter anderem Jehuda Riemer, Shalom Ben-Chorin und seine Frau Avital, Alfred Jutkowsky, Walter Grab, Joseph Walk, Elieser Feiler, Gabriel Stern, Yehuda Bacon, Israel und Hannah Loewenstein.
Der langjährige Bürgermeister der Stadt Jerusalem, Teddy Kollek, war beeindruckt von dem Gedanken einer „Aktion Sühnezeichen” aus dem Land, das so viel Unglück über die Welt gebracht hatte. Er setzte sich gemeinsam mit dem Kinderkrankenhaus Alyn dafür ein, dass die Freiwilligen eine Unterkunft in Ein Kerem erhielten. 1971 als ASF eine neue Zentrale suchte, ermöglichte es Kollek, in das wunderschöne historische Ben Yehuda-Haus in der Ein Gedi Straße einzuziehen. Dieses Haus hatte Elieser Ben Yehuda, der Begründer des modernen Hebräisch, 1922 bauen lassen. Es war 1965 in den Besitz der Stadt Jerusalem übergegangen. ASF verpflichtete sich, das Haus instand zu halten und es zu einem Zentrum deutsch-israelischer Begegnung auszubauen. Aus nostalgischen Gründen nahm man den Namenszusatz „Haus Pax“ von der alten ASF-Zentrale mit und nannte das Haus ab sofort „Beit Ben Yehuda -Haus Pax“.
Als es im Jahre 1991 zur Unterzeichnung eines formellen Pachtvertrages kommen sollte, gab es eine Schwierigkeit: Die Stadt konnte keinen Vertrag mit einem ausländischen Verein abschließen. Also musste ein israelisches Gremium geschaffen werden. Und hier beginnt die Geschichte des Vereins der Freunde von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Israel! Ende 1990 wurde der israelische Verein „Jedidej Ot Hakapara VeHaSchalom“ gegründet. Nun konnte der Pachtvertrag über das Haus unterschrieben werden. Der Vertrag läuft bis 2016.
In den ersten Jahren war der Freundeskreisverein wenig aktiv. Individuell aber gab es viele Kontakte zwischen Freiwilligen und Freundeskreismitgliedern. Ab 2000 wurde auch der Verein aktiver, neue Mitglieder wurden angeworben. Damit kam neues Leben in die Vereinstätigkeit. Zunächst wurden wichtige Beschlüsse gemeinsam mit der Berliner Zentrale und dem Landesbeauftragten (LBA) in Israel beschlossen. Letztere waren im Laufe dieser Jahre nacheinander Heribert Krane, Martin Lempp, Sabine Lohmann und heute Katharina von Münster.
Darüber hinaus ist der Freundeskreisverein rege daran beteiligt, die Arbeit der ASF-Freiwilligen in Israel bekannter zu machen. Dazu gehören z.B. die Schulbesuche durch Freiwillige, die vom Freundeskreis angestoßen wurden. Die ASF-Freiwilligen stellen israelischen Schülern ihre Arbeit vor und diskutieren mit ihnen gemeinsam über die Bedeutung von gesellschaftlichem Engagement.
Neben der eher trockenen und administrativen Arbeit ist der Freundeskreis vor allem auch eine Quelle der Wärme und Geborgenheit für die Freiwilligen. Heute hat der Freundeskreis etwa 60 Mitglieder. Die Mehrheit sind deutschsprachige, ältere Menschen, denen die Begegnung mit den jungen Freiwilligen oft eine genauso große Freude ist, wie die der Jungen, sich mit uns zu treffen. Diese 60 Menschen haben unterschiedliche biografische Hintergründe. Einige haben Schlimmes durch die Nazis erlitten, und sind dennoch bereit, sich den jungen Nachkommen der damaligen Täter zu widmen.
Der Freundeskreis sieht seine Aufgabe vor allem darin, Ansprechpartner und Gastfamilie für die jungen und manchmal auch älteren Freiwilligen in Israel zu sein. Viele sind zum ersten Mal weg aus dem Elternhaus, und ein bisschen Hilfe bei der Eingewöhnung kann oft der Anfang einer freundschaftlichen Beziehung werden.
- Marianne Karmon, ehrenvorsitzende des Freundeskreises der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in Israel