Geschichte der ASF in Israel

Titelseite des "zeichen" Nr.2/1977

In der Gründungserklärung der Aktion Sühnezeichen von 1958 wurde Israel neben Russland und Polen, an die der Aufruf vor allem gerichtet war, namentlich genannt. Doch gerade in diesen drei Ländern gestaltete sich der Anfang besonders umständlich.

Anfänge in Israel: Bauprojekte

Sühnezeichen Freiwillige beim Bau einer Blindenschule in Jerusalem, 1963. © Eberhard Tschepe

Erst nach mehrjährigen Bemühungen erklärte sich 1961 ein israelischer Partner bereit eine Gruppe von Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen aufzunehmen. Der Kibbuz Urim nahm die erste Generation von Sühnezeichen-Freiwilligen in Israel auf. In den folgenden Jahren konnte an diese wachsenden Beziehungen angeknüpft werden. Praktische Arbeiten auf Baustellen weiterer Kibbuzim und eines Blindenheims in Jerusalem erforderten Freiwillige mit beruflicher Ausbildung und entsprechenden handwerklichen Fähigkeiten.

Sozialpolitische Arbeit

Clara Geberth bei ihrer Arbeit im Kindergarten "Gan HaShikumi". März 2018 © Helena Schätzle.

Ende der 60er Jahre verlagerte sich der Schwerpunkt der Freiwilligenarbeit auf Projekte im sozialen Bereich: Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Kinder- und Jugendprojekte, Krankenhäuser, Seniorenheime, Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen. Für anerkannte Kriegsdienstverweigerer wurde es ab 1968 möglich, einen Freiwilligendienst mit ASF in Israel anstelle eines Zivildienstes in Deutschland zu leisten.

Überlebende und Kombinationsprojekte

Jose Popkes bei einem Besuch in einem Seniorenheim, Haifa 2018. © Helena Schätzle

Seit Jahrzehnten zeichnet sich die Projektlandschaft des ASF-Freiwilligenprogramms in Israel durch große Kontinuität aus. Ein bedeutender Anteil der Projektpartner arbeitet seit mehr als drei oder vier Jahrzehnten mit ASF zusammen. Ab dem Jahr 2010 sind sämtliche Freiwillige in so genannten „Kombinationsprojekten“ tätig. Alle betreuen einen Teil ihrer wöchentlichen Arbeitszeit ältere Menschen, oft Überlebende der Schoa, den anderen Teil der Wochenarbeitszeit arbeiten sie in einem sozialpolitischen oder bildungspolitischen Projekt.

Krisen & Konflikte

Freiwillige der Generation 2017/2018 bei ihrer Führung durch die Altstadt Jerusalems

ASF wird seit über 60 Jahren bewegt durch intensive politische und sicherheitspolitische Debatten zu Israel und unserer Arbeit in diesem Land.

Eine traumatische Erfahrung für die Aktion Sühnezeichen in Israel war der Bombenanschlag eines palästinensischen Terroristen auf einen Bus mit ASF-Freiwilligen in Nablus. Durch diesen terroristischen Angriff am 26. April 1978 verloren zwei Freiwillige ihr Leben, andere überlebten teils schwer verletzt. Weitere Krisen und Kriege, die Israel erfassten beeinflussten auch die Arbeit von Aktion Sühnezeichen. So wurden während des Golfkrieges 1992 die Freiwilligen aus Israel abgezogen, während des Libanonkrieges 2006 stand der Abbruch des Dienstes kurz bevor. Die Verortung von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste im Spannungsfeld der zahlreichen Konflikte in und um Israel ist immer wieder Thema zahlreicher Diskussionen.

Das Alltagsleben in Israel ist geprägt von der Vielfalt des Landes, aber auch von seiner Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit. Seit 60 Jahren arbeiten und leben ASF-Freiwillige im Spannungsfeld zwischen Armut und Reichtum, religiösen und säkularen Gruppen, jüdischer und arabischer Bevölkerung, orientalischer und okzidentalischer Kultur. Dazu kommen Konflikte und Kriege der arabischen Nachbarstaaten gegen Israel und die Rolle Israels in den umstrittenen Gebieten.

Internationale Begegnungsstätte Beit Ben - Yehuda

Eingang zum historischen Beit Ben - Yehuda. Im Hintergrund das moderne Gästehaus.

Die Landeszentrale der ASF in Israel befindet sich in den Räumen der internationalen Begegnungsstätte „Beit Ben Yehuda“ im Jerusalemer Stadtteil Talpiot. Im Oktober 1970 bot der damalige Bürgermeister der Stadt Jerusalem, Teddy Kollek, Aktion Sühnezeichen an eine Begegnungsstätte im ehemaligen Haus der Familie von Eliezer Ben – Yehuda zu errichten. Eliezer Ben – Yehuda war treibende Kraft hinter der Wiederbelebung und Erneuerung der hebräischen Sprache. Er verfasste das erste Wörterbuch in modernem Ivrit und trug dazu bei das Hebräische als Alltagssprache zu etablieren. Bis 1970 kam ASF nur in temporären Provisorien unter, teilweise in Räumlichkeiten von Projektpartnern. Im historischen Wohnhaus der Familie Yehuda in Jerusalem hat Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Platz für die Büroräume des Landesbeauftragten gefunden, sowie im Jahr 2004 das Gästehaus „Beit Ben – Yehuda“ eröffnet, um den Dialog zwischen Deutschen und Israelis weiter zu befördern.

Von hier aus werden Freiwilligendienste und internationale Begegnungsprogramme geleitet und begleitet. Beide Bereiche sind nicht vorstellbar ohne die aktive und andauernde Unterstützung eines treuen Kreises israelischer Freundinnen und Freunde, die sich im Verein „Jedidej Ot HaKapara WeSchalom“ (Freunde der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste) zusammengeschlossen haben. Für das Vertrauen von Freundeskreis und Projektpartnern sind wir ausgesprochen dankbar.

Weitere Publikationen zur Geschichte von ASF in Israel

Jubiläumsbroschüre "Geschichte(n) erleben"

Dokumentationsbroschüre anlässlich des 50 - Jährigen Jubiläums von ASF in Israel

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Bücher über die Geschichte von ASF

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