Die Arbeit der ASF begann 1959 in den Niederlanden und in Norwegen. Junge Freiwillige halfen beim Bau einer Feriensiedlung für Arbeiter in Outdorp, einer Sozialakademie in Rotterdam sowie einer Kirche und eines Behindertenheimes in Norwegen. Zum ersten Arbeitseinsatz in den Niederlanden hatten sich auch Teilnehmer aus der DDR gemeldet, doch wurde ihnen von den staatlichen Behörden die Ausreise verweigert. Nach langem Überlegen und Zögern fuhren die westdeutschen Teilnehmer allein zum geplanten Projekt.
Bald folgten weitere Projekte in anderen Ländern. Freiwillige halfen beim Bau einer Synagoge in Villeurbanne und der Versöhnungskirche von Taizé in Frankreich, bei der Errichtung eines Kindergartens in Skopje/Jugoslawien, bei der Installation einer Bewässerungsanlage auf Kreta, beim Bau einer internationalen Begegnungsstätte in der zerstörten Kathedrale von Coventry/Großbritannien oder bei der Errichtung einer Blindenschule in Jerusalem. Die Arbeit in Israel konnte 1961 nach der Beendigung des Eichmann-Prozesses begonnen werden.
Ebenfalls Anfang der sechziger Jahre nahm ASF Kontakte in die Sowjetunion auf und organisierte Studienreisen. 1967 gingen durch Vermittlung des Internationalen Auschwitz-Komitees und des katholischen Sejm-Abgeordneten Stanisław Stomma die ersten Freiwilligen nach Polen, um in den Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager mitzuarbeiten. 1968 wurden ASF-Freiwillige von US-amerikanischen Friedenskirchen in die USA eingeladen.
An die Stelle von Bauarbeiten trat Mitte der sechziger Jahre der soziale Friedensdienst. Die Arbeit mit Menschen in sozialen Einrichtungen, mit Überlebenden des Holocaust und mit Minderheiten und Randgruppen rückte immer mehr in den Mittelpunkt.
Von 1970 bis zur Aussetzung der Wehrpflicht und des Zivildienstes Ende Juni 2010 konnte bei ASF auch ein Dienst im Ausland als Zivildienst anerkannt werden. Dies stärkte auf einer personellen Ebene die bereits in Kreyssigs Aufruf angelegte Betonung der expliziten Friedensarbeit von ASF. Die Stationen dieser Entwicklung sind zahlreich; ganz sicher gehören dazu die Friedensfestivals, die von 1974 bis in die achtziger Jahre hinein alljährlich durchgeführt wurden. Daraus resultierte eine führende Rolle von ASF in der Friedensbewegung der späten siebziger und frühen achtziger Jahre. Gerade die Perspektive, die auch in den Kalten Krieg die Geschichte sich einschreiben sah, war in dieser Zeit in der Ausrichtung auf einen Dialog mit den mittel- und osteuropäischen Nachbarn von großer Bedeutung. Als Konkretion dieses Dialogs war und ist die schon 1971 begonnene Planung für eine Internationale Begegnungsstätte in Auschwitz/ Oswiecim zu verstehen, die schließlich 1986 fertig gestellt werden konnte.
ASF als Organisation bewahrte sich durch das breite Länderspektrum und die damit verbundene Polyphonie der Perspektiven aus Israel, den USA, Westeuropa und den so genannten sozialistischen Staaten eine deutliche Unabhängigkeit von dogmatischen Positionen. Das galt natürlich auch in Bezug auf die Kommunikation mit Aktion Sühnezeichen in der DDR, die insbesondere Franz von Hammerstein und andere sehr pflegten.
Diese Polyphonie verhinderte z.B., dass ASF sich der Position "Raus aus der NATO, rein ins Vergnügen" anschloss, die Teile der Friedensbewegung vertraten.
Aus historischer Erfahrung und mit gutem Gespür für die deutschnationalen Anteile der Friedensbewegung, die sich in dieser Neutralitäts- und Einheitsforderung zeigten, distanzierte sich ASF von dieser doch recht zentralen Forderung.
Parallel zur politischen Auseinandersetzung um die NATO-Nachrüstung hatte ASF schon in den frühen achtziger Jahren die Entschädigungsdiskussion voranzutreiben versucht. Dies kulminierte 1989 in einem Musterprozess gegen Siemens, der leider verloren wurde, gleichzeitig aber den Beginn einer größeren Entschädigungskampagne für ehemalige Zwangsarbeiter markierte, die bis 1999 anhielt.
»Der Friedensdienst mit ASF hat mich in meinem Wunsch bestärkt, Ärztin zu werden. Das Leben im Ausland und die Arbeit in sozialen Projekten waren große Herausforderungen. Hier habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen, zuzuhören und Menschen zu helfen.«
Dr. med. Christine Staedecke-Peine, Ärztin