„Resignation schmeckt nach gar nichts“ (Volkmar Deile)

Als Volkmar Deile, der frühere Geschäftsführer von ASF vor drei Jahren in der Coronazeit starb, konnte keine öffentliche Trauerfeier stattfinden. Nun haben sich ehemalige Freiwillige, Freund*innen und Weggefährt*innen, auch aus seiner Zeit bei Amnesty International, zusammen mit den Kindern von Volkmar Deile, zu einer bewegenden Gedenkveranstaltung im Martin-Niemöller-Haus in Berlin getroffen.

Viele Aspekte seines bewegten politischen und persönlichen Lebens wurden durch Erinnerungsbeiträge wie kleine Puzzelteile zu einem Ganzen zusammengetragen. Dass dies gelang, war der umsichtigen Vorbereitung zu verdanken, an der Volkmars Tochter Renate Deile zusammen mit Jörn Böhme, dem früheren Israelreferenten von ASF, maßgeblich beteiligt waren.

Eine Gesprächsrunde mit Elisabeth Raiser, frühere Vorsitzende von ASF, Peter Franck, ehemaliger Kollege bei Amnesty und Gabi Scherle, Mitglied im Vorstand von ASF, stellte Verbindungen zwischen der Friedensbewegung der 1980er Jahre, in der Volkmar Deile eine wichtige Rolle gespielt hatte, und der gegenwärtigen Diskussion über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine her. Gerade im Rückblick zeigt sich, wie wichtig es ist, moralisch Haltungen nicht zu verabsolutieren, sondern politisch reflektiert zu agieren und auf die Stimmen der Opfer, insbesondere unserer Partnerorganisationen in der Ukraine, Belarus und Russland, zu hören.

Wie stark der Friedensdienst von Aktion Sühnezeichen prägend für das ganze Leben ist und welche Bedeutung Volkmar Deile für viele hatte, wurde deutlich. Er konnte klare Überzeugungen mit einem großen Interesse an Einzelnen mit ihren Lebenswegen und Anliegen verbinden. Stellvertretend dafür stand zum einen Daniel Gaede, der bewegend von Volkmars Besuch an seinem Krankenbett nach dem Anschlag auf einen ASF-Bus in Nablus erzählte. Zum anderen erlaubten die Söhne Joachim und Christian mit ihren persönlichen Beiträgen einen Blick auf die private Seite im Leben von Volkmar Deile.

Seine Menschenrechtsarbeit auch mit der russischen Zivilgesellschaft bei Amnesty kam zur Sprache, ebenso wie seine Zusammenarbeit mit der Studienabteilung der Kirchen der DDR in der Berliner Auguststrasse. An den studentenbewegten und kirchenkritischen Vikar erinnerte der Freund Klaus Wiesinger. Arndt Henze, der WDR-Fernsehjournalist, der Volkmar als seinen Mentor bezeichnete, führte souverän und engagiert durch die Veranstaltung. Musikalisch gestaltet wurde die Erinnerungsfeier von Volkmars Sohn Stefan, der mit seinem Dudelsackspiel die Gäste begrüßte, und von Meike Goosmann mit ihrem Saxofon.

Alle, die gekommen waren, um ihre Dankbarkeit gegenüber Volkmar Deile Ausdruck zu verleihen, konnten am Ende noch etwas von der Hoffnung mitnehmen, die er verkörperte. Der raumgreifende Mann mit sonorer Bassstimme, der so gerne gut aß, wurde mit den Worten zitiert: „Resignation schmeckt nach gar nichts“. Besser lässt sich kaum ausdrücken, mit welcher Haltung Volkmar gelebt hat und was uns bleibt: Der Geschmack der Hoffnung.

Gabriele Scherle

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