Wir trauern um Helmut Morlok

Am 10. März 2017 verstarb Helmut Morlok mit 87 Jahren in Isny im Allgäu. Er war ein wichtiger Wegbegleiter von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.
Die meisten kannten ihn als Architekten. Als denjenigen, der die Internationale Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim (IJBS) geplant und gebaut hat. Wir kannten ihn außerdem als einen engen Wegbegleiter, einen treuen und hilfsbereiten Freund. Einen, der auch in schwierigen Zeiten da war und unterstützt hat.

Im Jahr 1985 entwarf Helmut Morlok den Plan zum Bau der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim. Dabei arbeitete er zusammen mit dem ehemaligen Häftling von Auschwitz, Alfred Przybylski. Im Dezember 1986 konnte die IJBS feierlich eröffnet werden. So trug Morlok dazu bei, die Idee von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste umzusetzen und die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit wachzuhalten.
Prof. Martin Kreyssig, Enkel des Sühnezeichen-Gründers Lothar Kreyssig, hielt bei der Verleihung des Lothar-Kreyssig-Friedenspreises an Helmut Morlok im Jahr 2013 die Laudatio. Darin beschrieb er das Haus mit folgenden Worten: „Die offene Gestaltung der Begegnungsstätte bildet das ästhetische Gegengewicht zur Lagerarchitektur. Die Begegnungsstätte erfüllt in ihrer funktionalen Einfachheit den sinnlich fühlbaren Zweck, Menschen zusammenzuführen, Aussprache zu ermöglichen und Erinnerung zu bewahren.“

Im Juni 2016 wurde das 30-jährige Jubiläum der IJBS in Berlin gefeiert. Leider konnte Helmut Morlok nicht daran teilnehmen, doch er schickte ein Grußwort. Darin schrieb er: „Ein Haus zu bauen ist eine Sache. Es mit Leben zu füllen, es zu einem „heilsamen Haus“ werden zu lassen – diesen Ehrentitel erhielt die IJBS von einem Besucher – ist etwas Besonderes! Dafür haben viele Menschen gearbeitet, Polen und Deutsche. Sie praktizierten die Gesinnung der Vergebung, der Überwindung des Hasses und der Selbstrechtfertigung im Sinne von Lothar Kreyssig. Ich denke dabei in besonderer Weise an die Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die in Oświęcim vor seiner Errichtung und dann im Haus selbst gewirkt haben.“

Ein mit Leben erfülltes „heilsames Haus“ zu bauen, das hat Helmut Morlok geschafft. Jährlich kommen etwa 5.000 Menschen aus 20 Ländern nach Oświęcim in die IJBS. Dort haben sie die Möglichkeit, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, Geschichten zu hören und Geschichte zu erleben. Dies wird gerade auch durch die Architektur des Gebäudes unterstützt. In dem verwinkelten Haus, in dem es viele Rückzugsorte für persönliche Gespräche gibt, wird eine vertraute Umgebung geschaffen, in der sich die Gäste begegnen können, um miteinander und voneinander zu lernen.

In seiner Dankesrede sagte Martin Kreyssig weiter: „Gelingt diese Vermittlungsarbeit, werden diese jungen Menschen das Erlebte in ihr Leben integrieren, sie werden sich in politischen Diskussionen zu Wort melden und sich für eine friedlichere Weltgemeinschaft einsetzen.“
Als Mitglied im Kuratorium von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (2001 bis 2011) sowie als Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender der IJBS war Helmut Morlok ein – um es in seinen Worten zu sagen – „Garant der Zusammengehörigkeit von ASF und IJBS“.

Für sein Engagement erhielt Helmut Morlok mehrfach Auszeichnungen: 2003 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland sowie 2005 das Offizierskreuz des polnischen Präsidenten. Im Jahr 2013 wurde ihm der Lothar-Kreyssig-Friedenspreis verliehen.

Wir trauern um ein treues Mitglied, einen hilfsbereiten Unterstützer und einen guten Freund.

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