Wir trauern um Pastorin Martina Severin-Kaiser

Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir vom Tod von Pastorin Martina Severin-Kaiser erfahren. Sie war eine kluge, der Welt zugewandte Theologin und eine kostbare Mitdenkerin im christlich-jüdischen Dialog, die uns und viele andere Menschen inspiriert hat. Wir werden sie sehr vermissen. Unser Mitgefühlt gilt ihrer Familie. Im Folgenden veröffentlichen wir zwei Traueranzeigen.

Am Freitag, den 8. Juli ist Martina Severin-Kaiser plötzlich gestorben. Erst im vergangenen Dezember wurde sie in einem feierlichen Gottesdienst durch Hauptpastorin und Pröpstin Dr. Ulrike Murmann in ihr Amt als Hauptpastorin von St. Petri eingeführt.

Als Hauptpastorin an der City-Kirche St. Petri hat Martina Severin-Kaiser am Ort der ältesten Pfarrkirche Hamburgs bereits im ersten halben Jahr ihres Wirkens viel Vertrauen erworben und für eine Aufbruchsstimmung gesorgt. Ihrem Ziel, einen Raum für alle offen zu halten, der eben nicht durch die Kräfte von Alltagspolitik und Wirtschaft geprägt wird hatte sie schon sehr früh Bahn gelegt. Zu ihrer Einführung sagte Martina Severin-Kaiser: „Hier laden wir Menschen ein, mit dem unsichtbaren Grund unseres Lebens in Kontakt zu kommen.“ Zu dem Profil der Rathauskirche gehöre auch, dass in St. Petri Perspektiven für die Entwicklung Hamburgs als einer sozial verträglichen und lebenswerten Stadt entwickelt werden – und das gemeinsam mit Partnern aus Gesellschaft und Kirche.

Hauptpastorin und Pröpstin Ulrike Murmann ist tief erschüttert und fassungslos über diesen plötzlichen Tod: „Mein Mitgefühl und meine Gedanken sind mit der Familie und allen, die um Martina Severin-Kaiser trauern. Wir alle, die wir mit ihr so kraftvoll in den letzten Monaten zusammengearbeitet haben schließen sie und die Familie in unsere Fürbitte ein. Gottes Kraft und Segen mögen sie in dieser schweren Zeit begleiten.“

Die Pastoren und das Team von St. Petri sind ebenfalls tief betroffen. Sie verlieren durch den Tod von Martina Severin-Kaiser eine Weggefährtin und Freundin, die schon vor ihrem Amt als Hauptpastorin viele Jahre lang an St. Petri aktiv mitgewirkt hat.

Geboren 1959 in Eutin verbrachte Martina Severin-Kaiser ihre Schulzeit in Lübeck. Nachdem Theologie-und Geschichtsstudium in Münster, Tübingen, Jerusalem und Hamburg arbeitete sie in Jerusalem in interreligiösen und christlich ökumenischen Initiativen. Füracht Jahre war sie im Anschluss Pastorin in Hamburg-Steilshoop, einem multikulturellen Stadtteil. Dort war sie u.a. in der Frauenarbeit tätig, stellte die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren auf neue Beine und war in der Entwicklung des Stadtteils engagiert. Von 1996-2004 leitete sie die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Brüssel und in derWallonie. Sie öffnete in Stellenteilung mit ihrem Mann die Gemeinde  im internationalen Umfeld als Diskussionsforum im vorpolitischen Raum und als offenen Ort für junge Menschen und Familien. Während dieser Zeit war sie als Delegierte der Konferenz europäischer Kirchen an gemeinsamen Projekten der internationalen Ökumene und in Gremien der Europäischen Institutionen im interreligiösen Gespräch beteiligt.

Seit 2004 hat Martina Severin-Kaiser als Ökumenebeauftragte der Nordkirche besonders die Zusammenarbeit mit den vielen Gemeinden anderer Sprache und Herkunft im Bereich der Nordkirche gestaltet. Sie leitete bis Ende letzten Jahres die Arbeit der regionalen Hamburger Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), einem Zusammenschluss von derzeit 36 verschiedenen Kirchen und Gemeinden. Bis heute gehört sie zum Vorstand des Trägervereins „Ökumenisches Forum HafenCity“. In diesem deutschlandweit einmaligen Projekt gehen 20 verschiedene Kirchen einen neuen Weg christlicher Präsenz Mitten in der Stadt. Ihre Themenschwerpunkte der letzten Jahre waren u.a. die Entwicklung einer alltagstauglichen interkulturellen Theologie.

„Eine Kirche mit Zukunft muss wissen, wie sie mit der religiösen Pluralisierung auf der einen und zunehmendem Bedeutungsverlust von Kirche auf der anderen Seite umgehen will“, sagte Martina Severin-Kaiser.

Kontakt: Remmer Koch, Pressesprecher Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost, r.koch[at]kirche-hamburg-ost.de

Wir trauern um Pfarrerin Martina Severin-Kaiser

Es fehlen alle Worte und wir sind schockiert und können es nicht glauben, dass ihre Stimme im jüdisch-christlichen Gespräch plötzlich verstummt und ihre lebendigen und unkonventionellen Ideen uns nicht mehr begleiten. Wir danken für so vieles, was sie in Gang gebracht hat, doch macht das unsere Trauer nur größer. Viel zu früh haben wir eine zugewandte, engagierte wahre Schwester verloren. Sie war in der Welt zuhause und hat fremde Welten anderen bekannt gemacht und nahe gebracht. Als Juden und Christen, die im jüdisch-christlichen Gespräch und in der Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag aktiv sind, werden wir sie unendlich vermissen.

Aline Seel, Daniel Kempin, Doron Kiesel, Frederek Musall, Christian Staffa

Dimitrij Belkin, Christina Biere, Gabriele und Dan Bober, Jörn Böhme, Micha Brumlik, Marlene und Frank Crüsemann, Alexander Deeg, Ernst-Michael Dörrfuß, Jürgen Ebach, Astrid Fiehland und Rien van der Vegt, Volker Haarmann, Anja Harzke, Milena Hasselmann und Ann-Kathrin Kutzenberger, Marie Hecke, Hans Hermann Henrix, Tania Klaczko, Anne-Kathrin und Wolfgang Kruse, Silke Lechner, Hanna Lehming, Dalia Marx, Martin Majer, Christl Meier, Dagmar Mensink, Rickleff Münnich, Dagmar Pruin, Stephan Reimers, Ruth Röcher, Rahel Schaller, Werner Schneider-Quindeau, Ulrich Schwemer, Gabi Scherle, Bernd Schröder, Angela Standhartinger, Hildegart Stellmacher, Marie-Luise und Martin Stöhr, Andrea Thiemann, Jürgen Wandel, Klaus Wengst, Jeanine und Alfred Wittstock, Gabriele Wulz.

  • Gefördert vom:
  • im Rahmen des Bundesprogramm
  •  
  •