Thomas Oppermann hielt die Laudatio für den Preis des Westfälischen Friedens an ASF (Münster, 2016)

Wir trauern um den Bundestagsvizepräsidenten und ehemaligen Sühnezeichen-Freiwilligen Thomas Oppermann, der überraschend am 25.10.2020 verstorben ist. Wir sind über seinen plötzlichen und viel zu frühen Tod erschüttert.

Mitte der 70er Jahre leistete Thomas Oppermann als junger Mann seinen Friedensdienst mit ASF in den USA und unterstütze dort die Gemeinwesen- und Gewerkschaftsarbeit. Als Kriegsdienstverweigerer fand er den Weg zu Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Thomas Oppermann betonte immer wieder, welche Bedeutung dieser Friedensdienst für sein politisches Engagement und seinen Beruf hatte. Unter dem Titel „Mein Weg in die Politik“ berichtete er auf seiner Webseite selber ausführlich von seinen damaligen Erfahrungen und betonte: „Nichts hat mich indessen so stark geprägt, wie der Dienst als Freiwilliger bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.“ Er erzählte vom ASF-Vorbereitungsseminar, von Diskussionen über Pazifismus und über sozialrevolutionäre Veränderungen, von der Lektüre Bonhoeffers und Marx. Er berichtete von Begegnungen und Freundschaften, die ihn prägten.

Anlässlich der Verleihung des Westfälischen Friedenspreises an ASF hielt er 2016 eine persönliche Laudatio auf seine Entsendeorganisation und betonte:

„Mir hat der Friedensdienst bei ASF etwas Grundlegendes vermittelt: Soziale Gerechtigkeit entsteht nicht von selbst, sondern ist immer das Ergebnis politischer Einmischung. Als ich nach Deutschland zurückkehrte, wechselte ich zum Studium der Rechtswissenschaften und war fest entschlossen, mich fortan einzumischen. Vieles hat mich auf meinem Weg in die Politik geprägt, nichts aber so stark wie meine Zeit als Freiwilliger bei Aktion Sühnezeichen. Dafür bin ich bis heute von ganzem Herzen dankbar.“

Thomas Oppermann hat unsere Arbeit mehr als vierzig Jahre begleitet und unterstützt.  Seine Erfahrungen des Freiwilligendienstes sensibilisierten ihn nicht nur in politischen Fragen, sondern auch für die Bedeutung der internationalen Begegnungen vor dem Hintergrund einer sensiblen Erinnerung an die Shoah.

Im Juni dieses Jahres saß ich mit ihm in einer Talkrunde von Phoenix zum Thema Demokratie, auch dort wurde die Bedeutung seines Sühnezeichen-Freiwilligendienstes für sein Wirken deutlich. Er war nicht nur ein großer Unterstützer unserer Arbeit, ein wichtiger Politiker, ein eloquenter Redner, er war ein humorvoller, offener und netter Mensch! Wir werden ihn sehr vermissen.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Angehörigen, seinen Freund*innen und seinen politischen Genoss*innen.

 

Jutta Weduwen (ASF-Geschäftsführerin)

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