Am 24. April ist Władysław Bartoszewski im Alter von 93 Jahren in Warschau gestorben. Der polnische Historiker und Politiker war ein Überlebender des KZ Auschwitz. Er schloss sich im deutsch besetzten Warschau dem Untergrund an und beteiligte sich 1944 am Warschauer Aufstand. Später setzte er sich - in enger Verbundenheit mit ASF - für den deutsch-polnischen Dialog ein. Zudem war er eines der prominentesten Mitglieder der Solidarność, der polnischen Freiheitsbewegung.
Auf der ASF-Mitgliederversammlung am 26. April in Potsdam würdigte die ehemalige ASF-Vorsitzende Dr. Elisabeth Raiser Bartoszewski mit folgenden Worten:
"Mut hat mit dem Herzen zu tun: Wenn wir beherzt sind, kommt das aus dem Herzen. Wenn der Verstand uns eigentlich oft vor den Risiken warnt, mit denen eine mutige Tat oder ein mutiges Wort verbunden ist. Und diese Worte oder diese Taten sind oft diejenigen, die uns weiterbringen, die neue Tore und Wege öffnen. Jemand, der diesen Mut des Herzens in ganz besonderer Weise hatte, war Władysław Bartoszewski, der am Freitag verstorben ist und um den wir trauern.
Er war ein Mann, der nach dem Krieg gegen viele Widerstände auf uns Deutsche zugegangen ist und dank seiner Haltung die Annäherung und schließlich Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland wesentlich mit ermöglicht hat. Er hat ein intensives Gespräch zwischen Polen und Juden begonnen und zeitlebens geführt. Er war ASF sehr verbunden, war bei unseren Veranstaltungen, hat uns ermutigt und unterstützt. Wir verdanken ihm sehr viel. Er konnte trotz seiner schrecklichen Zeit im KZ vergeben, ohne je die Geschichte vergessen machen zu wollen, sondern sie vielmehr gegenwärtig zu halten. Wir denken an ihn in großer Dankbarkeit."
In der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift "zeichen" wird es einen ausführlichen Nachruf über Władysław Bartoszewski geben.